BGH: Abänderung des Versorgungsausgleichs nach Tod des ausgleichsberechtigten Ehegatten

BGH, Beschluss vom 04.05.2022, Az. XII ZB 122/21

1) Für den Einstieg in das Abänderungsverfahren nach § 51 VersAusglG muss sich der überlebende, insgesamt ausgleichspflichtige Ehegatte grundsätzlich auf eine wesentliche und ihn begünstigende Wertänderung berufen; er kann seinen Abänderungsantrag in Bezug auf die wesentliche Wertänderung von Anrechten demgegenüber nicht allein auf solche Umstände stützen, die für ihn an sich nachteilig sind, im Ergebnis der Totalrevision aber wegen der erstrebten Anwendung von § 31 Abs. 1 S. 2 VersAusglG zu einem Wegfall des Versorgungsausgleiches insgesamt führen sollen.

2) Die Prüfung, ob sich die Abänderung zugunsten des überlebenden Ehegatten auswirkt, ist anhand einer Gesamtbetrachtung des Ausgleichsergebnisses vorzunehmen, das sich hypothetisch im Falle einer Totalrevision unter Lebenden ergeben hätte.

Möchte der überlebende, insgesamt ausgleichspflichtige Ehegatte nach dem Tod des ausgleichsberechtigten Ehegatten ein Abänderungsverfahren nach § 51 VersAusglG durchführen mit dem Ziel, dass unter Anwendung des § 31 Abs. 1 S. 2 VersAusglG die Durchführung des Versorgungsausgleiches insgesamt entfällt, muss er sich auf eine wesentliche und ihn begünstigende Wertänderung berufen.

So ist im Rahmen einer Gesamtbetrachtung des Ausgleichsergebnisses, das sich hypothetisch im Fall einer Totalrevision unter Lebenden ergeben hätte, zu prüfen, ob sich die Abänderung zu Gunsten des überlebenden Ehegatten auswirkt. Danach genügt eine Erhöhung des Ausgleichswertes hinsichtlich der gesetzlichen Rentenanrechte des ausgleichsberechtigten Ehegatten z. B. als Folge der rentenrechtlichen Leistungsverbesserung für Kindererziehungszeiten („Mütterrente“) nicht aus, wenn auf Seiten des ausgleichspflichtigen Ehegatten ebenfalls eine Verbesserung der Versorgungslage eingetreten ist, die die Verbesserung auf Seiten des ausgleichsberechtigten Ehegatten übersteigt.

Weitere Meldungen zum Familienrecht

OLG Hamburg: Vertretung des Kindes beim streitigen Wechselmodell
Ist der Kindesunterhalt tituliert und ändern sich danach die Betreuungsverhältnisse, so dass streitig ist, ob der bisher allein barunterhalt …
OLG Braunschweig: Neues zum Kindergeld
Anspruch des volljährigen Kindes auf Kindergeld bei fehlender BedürftigkeitDem volljährigen Kind steht kein unterhaltsrechtlicher Anspr …
OLG Frankfurt a. M.: Neues zum Ehegattenunterhalt
Bei der Berechnung von Ehegattenunterhalt ist der Naturalunterhalt, den ein betreuender Elternteil aus eigenen Einkünften für die gemeinsame …
OLG Stuttgart: Keine Rückführung eines aus der Ukraine entführten Kindes
Der Rückführung eines von einem Elternteil nach Deutschland entführten minderjährigen Kindes in die Ukraine nach den Bestimmungen …
OLG Bremen: Verfahrenskostenvorschuss bei Antrag auf Quotenunterhalt
1)Ein der Bewilligung von Verfahrenskostenhilfe entgegenstehender Anspruch auf Verfahrenskostenvorschuss gegen den Antragsgegner kommt, sofern der ang …
OLG Düsseldorf: Verstoß gegen Umgangsanordnung
1) Nur ausnahmsweise kann die Einhaltung einer gerichtlichen Umgangsregelung mit dem entgegenstehenden Kindeswillen begründet werden. 2) Anderen …
BGH: Neue Entscheidung zur Auskunft im Zugewinnverfahren
1.) Auskunft und Belegvorlage im Zugewinnausgleichsverfahren bei Beteiligung des auskunftspflichtigen Ehegatten in einer Partnerschaftsgesellschaft v …
BGH, neue Entscheidung zum Zugewinnausgleich
1.) Ist ein Steuererstattungsanspruch beim Eintritt des Güterstandes noch nicht entstanden, ist er auch nicht im Anfangsvermögen zu ber&uum …
OLG Hamburg, neue Entscheidung zum geleasten Firmen-Pkw
1.) Ein von der Firma geleaster Pkw kann ein Haushaltsgegenstand sein. 2.) Mit Beendigung des Leasingvertrages ist der dem Ehegatten zur Nutzung zu …
BGH, neue Entscheidung zum Kindes- und Enkelunterhalt
1.) Das Vorhandensein von für den Enkelunterhalt leistungsfähigen Großeltern führt dazu, dass sich die Leistungsfähigkeit d …
Neue Düsseldorfer Tabelle 2023
Zum 1. Januar 2023 wurde die Düsseldorfer Tabelle aktualisiert. Die Tabelle wird von allen Oberlandesgerichten zur Bestimmung des Kinde …